Hallo liebe Nyklångs und weitere begeisterte Chorfans!
Wie viele andere Chöre, muss auch Nyklång aktuell neue Formate testen, um miteinander zu proben. Letztes Jahr haben wir dazu ein gut funktionierendes Modell gefunden, bei dem unser Chorleiter und unsere Stimmbildnerin auf Zoom dirigieren und mit dem Klavier begleiten, während die ChorsängerInnen gemuted zu Hause mitsingen.
Muten müssen wir uns deshalb, weil die Verzögerung bei Online-Konferenzen derart stark ist, dass es leider nicht möglich ist, zeitgleich zu singen. Wer das mal getestet hat, merkt schnell, dass das leider nicht funktioniert.
Natürlich war das nur ein mäßiger Ersatz, denn, wer im Chor singt, liebt insbesondere den gemeinsam erzeugten Klang und das besondere Gefühl, das dabei entsteht, seine eigene Stimme in den Klang der anderen Stimmen hineinzuweben. Das klingt vor allem dann wundervoll, wenn einzelne Stimmen nicht mehr leicht ausmachbar sind – Chorklang entsteht. Das macht den großen Reiz aus, das sorgt für Gänsehaut-Stimmung und ist ein wirklich schönes Gefühl.
Gerade erst haben wir deshalb etwas neues ausprobiert: Wir proben in Echtzeit mit der Free and Open Source Software jamulus.io (GPLv2 Lizenz). Nach eigenen Angaben des Projektes, handelt es sich um eine Software ,,mit der du online musizieren, üben oder einfach mit geringer Verzögerung Jammen kannst“. Das Projekt spezialisiert sich also genau auf das zuvor beschriebene Problem und verspricht, in Echtzeit musizieren zu können. Das hörte sich natürlich spannend an, also haben wir es einfach ausprobiert und wollen davon erzählen, denn sicherlich stehen viele Muszierende gerade vor der gleichen Herausforderung. Diese Anleitung wurde in erster Linie für SängerInnen von NyKlang geschrieben, sie kann aber genauso gern von anderen Mitlesenden ausprobiert werden.
Wir benötigen dazu gemäß der offiziellen Dokumentation (hier lediglich für Windows erklärt):
- einen jamulus.io-Server
- den ASIO Audiotreiber und die jamulus.io Client-Applikation auf einem Computer
- einen kabelgebundenen Kopfhörer und Mikrofon
Jamulus.io-Server
Das erste was benötigt wird, ist ein jamulus.io-Server. Es stehen viele öffentlich gelistete Server zur Verfügung, allerdings kann es bei ihnen vorkommen, dass auch andere zeitgleich Musik machen wollen. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen eigenen Server zu hosten.
ASIO Audiotreiber
Als erstes muss in den meisten Fällen der ASIO Audiotreiber installiert werden. Nur wenn ihr eine externe Soundkarte oder ein Audio-Interface nutzt, habt ihr diesen Treiber vielleicht schon. In diesem Fall empfiehlt jamulus.io den für diese Geräte vom Hersteller bereitgestellten Treiber zu nutzen. In den meisten Fällen braucht ihr aber den Treiber, den ihr auf jamulus.io herunterladen und installieren könnt.
Die Installation des Jamulus Clients ist anschließend grundsätzlich einfach: Einfach nach der Anleitung auf der Webseite herunterladen, installieren und starten. Etwas komplizierter wird es – zumindest unter Windows – bei der Bedienung des ASIO Audiotreibers. Der Treiber hat eine kleine Oberfläche, mit der die Audiogeräte verwaltet werden können. Je nachdem, was alles im System zur Verfügung steht, kann das etwas verwirrend sein.
Hier ein Beispiel, bei dem ein USB Mikrofon zusammen mit einem USB Headset genutzt wird.
Das Einstellungsfenster von Asio kann über die Jamulus-Oberfläche oder über das Taskleistensymbol aufgerufen werden.
So sieht das Icon aus, wenn gerade kein Gerät aktiv ist:
So sieht es aus, wenn beispielsweise eine Verbindung zu einem Jamulus-Server existiert:
Im Beispiel ist das angeschlossene Logitech Headset der Audioausgang (1) und das USB-Mikrofon der Audioeingang (2). Es können auch mehrere Geräte parallel ausgewählt werden, die als Eingang fungieren. Achtet darauf, dass die Geräte ausklappbar sind, d. h. ihr könnt in der obersten Eben das gesamte Gerät, in der untersten Ebene einzelne Ein- oder Ausgänge per Klick ein- oder ausschalten:
Ein Klick auf das jeweilige Gerät schaltet es ein und versucht es für die Aufnahme oder Ausgabe zu reservieren. Das Symbol ist dabei zweigeteilt: Die linke Seite zeigt, dass der Eingang im Asio-Treiber eingeschaltet wurde. Ein grünes Dreieck auf der rechten Seite daneben bedeutet, dass das Gerät erfolgreich als Eingabe oder Ausgabe genutzt wird. Ein rotes X bedeutet, dass das Gerät schon belegt ist, beispielsweise weil euer Browser in einem parallelen Videokonferenz-Call das Audiogerät schon nutzt.
Jamulus.io Client
Nach der Auswahl des richtigen Audiogerätes kann die Jamulus Client-Software gestartet werden und sieht dann so aus:
Unter Ansicht –> Mein Profil können zunächst Name und Instrument hinzugefügt werden:
Anschließend kann eine Verbindung zu einem der öffentlichen Server oder zu einem selbst gehosteten Server aufgebaut werden. Öffentliche Server können über die Liste ausgewählt werden, selbst gehostete Server über das Textfeld unten links eingegeben werden (sofern sie nicht öffentlich gehostet sind):
Nach einem Klick auf ,,Verbinden“ kann es losgehen:
Im Beispiel auf dem Testlaptop mit WLAN-Verbindung ist die Anzeige ,,Verzögerung“ auf rot. Nutzt ihr ein Netzwerkkabel und habt eine gute Internetverbindung, sollte die Lampe grün oder zumindest gelb leuchten.
Jamulus.io bietet noch viele Informationen über Optimierungs-Möglichkeiten, die ihr euch zusätzlich anschauen könnt, sollten Probleme auftreten.
Unsere ersten Erfahrungen mit der Software waren vielversprechend.
Hier noch ein kleines Video, das die Installations-Schritte bis hin zur Verbindung mit einem Server zeigt: